Donnerstag, 3. Juli 2014

Landesrätin Hummers Stundenkürzungen kommen im Klassenzimmer an

Im Zuge der Umstellung von Hauptschulen auf Neue Mittelschulen hat die oberösterreichischen Bildungsreferentin Mag. Hummer das Stundenkontingent für Leistungsgruppen gekürzt. Die gekürzten Stunden fehlen in den nunmehrigen Neuen Mittelschulen beim Team-Teaching, was im Bezirk Rohrbach bereits für Aufregung bei den engagierten Lehrkräften gesorgt hat. Im Bezirk Rohrbach gibt es statt 572 Stunden wie im Schuljahr 2012/13 für das Schuljahr 2014/15 nur mehr 398 Stunden aus dem ehemaligen ‚Leistungsgruppen-Topf‘. „Oberösterreichweit summiert sich die Anzahl der fehlenden Stunden sogar auf 1.498 – das spüren Lehrkräfte und Schulkinder schmerzlich. Landesrätin Hummer muss sich daher rasch um eine Lösung dieses selbst verschuldeten Problems kümmern“, so SPÖ-Bildungssprecherin Sabine Promberger.

Die korrekte Bezeichnung der ehemaligen Leistungsgruppen-Stunden ist „LDU-Stunden“ – dieses Kürzel steht für „leistungsdifferenzierten Unterricht“. Beim Abschaffen der Leistungsgruppen mit dem Übergang von den „alten“ Hauptschulen auf die Neuen Mittelschulen sollten diese Stunden als Basis für das neue Team-Teaching an den Neuen Mittelschulen herangezogen werden. Darüber hinaus wurden die Stunden durch zusätzliche neue Stunden seitens des Bildungsministeriums aufgedoppelt. In Oberösterreich hat Landesrätin Hummer diesen Systemübergang jedoch dazu benutzt, um die bisherigen LDU-Stunden zu kürzen und von oberösterreichweit 10.344 im Schuljahr 2012/13 auf 8.843 im Schuljahr 2014/15 zu reduzieren.

„Ein Teil der fehlenden Stunden – nämlich 330 von 1.498 – sind auf insgesamt 55 weggefallene Klassen zurückzuführen. Diese Regelung, dass weniger Klassen auch weniger zugeteilte Stunden bedeuten, haben die damaligen Verhandler Landeshauptmann Pühringer und Finanzminister Grasser im immer noch gültige Finanzausgleich festgemacht – einen Handlungsspielraum der Bildungsministerin gibt es dabei nicht“, stellt SPÖ-Bildungssprecherin Promberger klar.

Der SPÖ-Landtagsklub erneuert daher seine bereits im Juli 2012 öffentlich positionierte Forderung nach einer Rücknahme der LDU-Stundenkürzungen. „Es ist daher zu befürchten, dass der Protest in Rohrbach erst der Anfang einer Reihe von Problemen aufgrund der ÖVP-Stundenkürzungen ist. Hummer und Pühringer sind daher gefordert, die selbst verursachten Kürzungen umgehend zurückzunehmen – im Interesse der betroffenen Schulkinder“, so Promberger deutlich.

Mittwoch, 23. April 2014

„Herr Spindelegger, das Sparpotential im Bildungsbereich ist bereits ausgeschöpft.“




FSG-Landesvorsitzende der Pflichtschulen: „Verländerung bedeutet Kostenexplosion durch neun Parallelsysteme.“

„Der Bund ist für die Schulgesetzgebung zuständig. Der Bund zahlt die LehrerInnen. Der Bund hat eine einheitliche LehrerInnenausbildung und ein gemeinsames Dienstrecht geschaffen. Warum soll Österreich nun jedem Bundesland sein Bildungsministerium finanzieren?“, fragen sich die FSG- Landesvorsitzenden in der Gewerkschaft der  PflichtschullehrerInnen, bei denen der alte Vorschlag, die Bildungsverwaltung zu verländern, auf Unverständnis stößt. Eine Verländerung  der Zuständigkeiten würde zu einer Zersplitterung des Schulwesens führen. Die FSG sei für einen solchen Schildbürgerstreich nicht zu haben. Die  Kosten würden explodieren und über den Finanzausgleich zu einer Ungleichbehandlung der Länder und Schulen führen.

„Österreichs Zukunft ist allein die Ausbildung seiner Jugend“, halten die FSG- Vorsitzenden fest. „Ein Finanzminister, der dem Bildungsressort Kürzungen verordnet und nur die Bankenrettung im Auge hat, ist mit der Budgeterstellung überfordert. Kanzler Faymann soll dies seinem Vize klar machen anstatt die Bildungsministerin und ihre Schulpartner budgetären Begehrlichkeiten auszusetzen.“

Rückfragehinweise:

MMag. Dr. Thomas Bulant
FSG-Vorsitzender in der PflichtschullehrerInnengewerkschaft
1010 Wien, Schenkenstraße 4 / 5. Stock
Mail: thomas.bulant@apsfsg.at
Handy: 069919413999

Freitag, 11. April 2014

Finanzpolitik darf nicht Bildungspolitik betreiben!

 

Der SLÖ (Sozialdemokratischer LehrerInnenverein Österreichs) spricht sich klar gegen die Budgetkürzung im Bildungsbereich aus


Wien (OTS) - Wie  bekannt ist, muss das Bildungsministerium die Mittel im Budgetjahr 2014
um 57 Mio. Euro reduzieren. Zwar werden wichtige Reformprojekte, wie etwa der Ausbau der Kinderbetreuung und der Ganztagsschule, weiter verfolgt, das Problem jedoch bleibt: "57 Mio. sind kein Klacks, sondern werden an den Schulen deutlich zu spüren sein", stellte heute Patrick Wolf,
Vorsitzender des SLÖ, in einer ersten Reaktion fest. Die Kürzungen - so Wolf - hätten auch
demotivierende Auswirkungen auf die tausenden Lehrerinnen und Lehrer, die den bisherigen Reformkurs durch tägliches Engagement in der Klasse mittragen.
"Wie soll der bereits laufenden Reformkurs weiter verfolgt werden, wenn die dafür notwendigen finanziellen Mittel gestrichen werden?", fragt sich Wolf und bringt es auf den Punkt: "Hier wird der Zukunft unseres Landes einfach der Hahn abgedreht! Wir nehmen das keinesfalls hin. Bildungspolitik darf nicht dem Diktat der Finanzpolitik unterliegen!"

Sozialdemokratischer LehrerInnenverein Österreichs (SLÖ)
Patrick Wolf
Bundesvorsitzender

"Ein Land ohne Rohstoffe darf bei der Bildung nicht sparen!"

Bulant (FSG) lehnt Sparmaßnahmen auf Kosten der Bildungsqualität ab

Wien (OTS/FSG) - "Ich kann mir auch kein neues Auto kaufen, wenn ich mir nicht einmal die Wohnungsmiete leisten kann", stellt Thomas Bulant, Bundesvorsitzender der FSGPflichtschullehrerInnen, fest. "Neue Bildungsprojekte sind nur dann zu realisieren, wenn die Standards finanziell gesichert sind!" Durch das von Finanzminister Spindelegger verordnete Einsparungsziel droht unter anderem der Rückbau des TeamlehrerInnen-Einsatzes in der Neuen Mittelschule. "Das Unterrichtsressort soll mehr als 60 Millionen Euro einsparen. Das ist nicht zu akzeptieren, wenn die Regierung die flächendeckende 'Neue Mittelschule' möchte und in dieser Differenzierung und Individualisierung das Herzstück sind", zeigt Bulant auf. "Eine Neue Mittelschule light als Mogelpackung lehnen wir ab. Bund und Länder sind gefordert, die Doppelbesetzungen aller Stunden in Deutsch, Mathematik und Englisch zu sichern."
~
MMag. Dr. Thomas Bulant
FSG-Vorsitzender in der PflichtschullehrerInnengewerkschaft


BSA-LehrerInnen: Budgetkürzung bei Bildung "unverantwortlich" von Finanzminister Spindelegger

Wien (OTS) - Barbara Huemer, Vorsitzende der AHS-LehrerInnen im BSA, zeigt sich empört über die Budgetsituation der österreichischen Schulen: "Bei allem Verständnis für die schwierige finanzielle Lage: Sparen bei Bildung heißt Sparen an der Zukunft Österreichs. Es ist schlicht kurzsichtig, die zur Verfügung stehenden Mittel drastisch zu kürzen und damit Maßnahmen zu erzwingen, die die Qualität der Schulbildung extrem beeinträchtigen, wie etwa die Erhöhung der Teilungszahlen ab der 9. Schulstufe oder die Reduktion des Team Teaching in der neuen Mittelschule (NMS). Dadurch wird die Übertrittsproblematik von der NMS in die Sekundarstufe II weiter verschärft, wovon auch die berufsbildenden Schulen betroffen sind."
Stefan Wenka, Vorsitzender der BMHS-LehrerInnen im BSA, ergänzt: "Auch auf die berufsbildenden Schulen hat die Sparvorgabe des Finanzministeriums verheerende Auswirkungen: Die Erhöhung der Teilungszahlen in den Werkstätten und Labors führt zu einer Verschlechterung der Unterrichtsqualität."
"Die vom Finanzministerium vorgegebenen Sparziele für 2014/15 führen zu einer massiven Verschlechterung, wir fordern daher Minister Spindelegger auf, genügend Geld für einen qualitativ hochwertigen Unterricht bereitzustellen", so Huemer und Wenka abschließend.


BSA - Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller & KünstlerInnen
Mag. Jakob Scholz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Samstag, 22. Februar 2014

Warum eine Grazer Gesamtschule für Zehn- bis 14-Jährige in allen Belangen besser abschneidet als vergleichbare Gymnasien. Ein Lokalaugenschein. Von Christa Zöchling / PROFIL


So wie sie da steht, ist diese Schule ein Moloch. In einem ehemaligen Gewerbeviertel im Westen von Graz, einer Gegend ohne Schönheit und Charakter, schwingt sich ein glänzendes Blechdach über einen riesigen Flachbau. Oberhalb einer Fassade aus Glas prangt blaues Gestänge aus Stahl, über die gesamte Länge. Und ein Fahrradabstellplatz für hunderte von Rädern gibt zu verstehen: Hier wird Wissen vermittelt – und zwar in großem Stil.

Mehr als 800 Schüler und Schülerinnen im Alter von zehn bis 18 Jahren strömen täglich in die „Klusemannstraße“. Rund 100 Lehrer und Lehrerinnen unterrichten hier an der sogenannten Neuen Mittelschule – zugleich auch Gymnasium und Realgymnasium.

Es ist früh am Morgen, die Schulglocke ist eben verklungen, doch keines der Kinder hier rennt um sein Leben die Treppen hinauf, die Treppen hinunter, ins Kellergeschoß mit den 828 pinkfarbenen Spinden, die Gänge entlang und in die Klassenzimmer hinein – weil es vielleicht zu spät dran sein könnte. Nur ein Junge im Rollstuhl rast dahin.
Viele Klassentüren stehen sperrangelweit offen. Auch auf den weiten Gängen lungern Mädchen und Buben um rote und gelbe Glastische, Köpfe über Bücher gebeugt, mit dem Nachbarn auf Englisch konversierend. Licht vom Winterhimmel fällt über die Glasfront ein. Es murmelt, summt, schrillt und tönt durchs ganze Haus.
In den Klassenzimmern stehen Schulbänke, wie es sie immer schon gab, mit einer Vertiefung fürs Federpennal und Raum für zappelnde Beinchen. Im Englischunterricht stehen, wie in allen Hauptfächern der Unterstufe, zwei Lehrer oder Lehrerinnen vor der Klasse.
Renate Schnelzer und Monika Haring sind seit 15 Jahren ein Team, zu einem mehrgestaltigen Wesen verschmolzen. Ein Blick genügt, ein Wink, und eine vollendet den Satz der anderen. „Von innen heraus haben wir eine gemeinsame Idee des Unterrichtens“, sagt Schnelzer. Die beiden strahlen Ruhe und Sicherheit aus, befleißigen sich einer Aussprache, die eines Radiosprechers würdig wäre, und sind „bloß“ Hauptschullehrerinnen.
In einer anderen Klasse ist die erfahrene Schnelzer, die sich im 40. Dienstjahr befindet, mit der jungen Julia Schindelka, einer AHS-Lehrerin, zusammengespannt. Hier kommt es vor, dass die Frauen einander ins Wort fallen oder ratlos ansehen.

Glücksfall
„Teamteaching“ ist hohe Kunst, kein Wettbewerb um Beliebtheit oder Autorität. Man muss es aushalten, dass der andere für manches begabter ist als man selbst, und sich ohne Hochmut der eigenen Stärken bewusst sein. Die ungleiche Bezahlung macht es nicht leichter. Hauptschullehrer bekommen weniger.

Für engagierte Lehrer war die „Klusemannstraße“ ein Glücksfall. Der steirische ÖVP-Landesschulratspräsident Bernd Schilcher, der sich selbst aus kleinen Verhältnissen nach oben gekämpft hat, war Ende der 1980er-Jahre auf die verzweifelte Suche nach einem Gymnasium gegangen, das sich mit Hauptschulen gemeinsam auf das Abenteuer einer Gesamtschule einlassen wollte. Er fand keines. Und so wurde ein neues Gymnasium – im Schulversuch war von einer „demokratischen Schule“ die Rede – auf die Wiese gestellt.
Die „Klusemannstraße“ ist heute ein Abbild der Grazer Gesellschaft in den Westbezirken von Graz mit einem Ausländeranteil von 20 Prozent. Auf die soziale Balance wird geachtet: Es werden gezielt auch Kinder aufgenommen, die mit schlechten Noten die Volksschule abgeschlossen haben und die, wie Direktor Klaus Tasch sagt, bisweilen später wie Raketen durchstarten. Und es gibt hier Kinder, die eine körperliche oder geistige Behinderung haben.
Selbst in jenen Klassen, in denen vom ersten Jahr an alle Fächer teilweise in Englisch unterrichtet werden, sitzen keine handverlesenen Sprachgenies, sondern Kinder, deren Eltern das wollten und die sich an den Sprechtagen auch sehen lassen.

Elitärer als in der „Klusemannstraße“ geht es in ihrer Dependance, der ehemaligen „Marschallschule“, heute „Klex“ genannt, zu. In einer Gegend in Graz, in der immer schon arme Leute wohnten. Vor zwei Generationen noch galt der alte Kasten als schwierige Unterrichtsschule. Heute wird dort mit offenen Lernformen experimentiert. Was auf den ersten Blick nach abgehobener Pädagogik riecht, erweist sich als radikale Weiterentwicklung der „Klusemannstraße“ – mit dem Wermutstropfen, dass hier ganz offfensichtlich der Nachwuchs von Bessergestellten, jedenfalls Akademikereltern, den Ton angibt.

Samstag, 1. Februar 2014

Entspannt euch! Kommentar | Lisa Nimmervoll31. Jänner 2014, 18:37


  • Sozialen Chancenausgleich in der Schule muss niemand fürchten, aber jeder wollen

Die österreichischen Schulen waren beim "Qualitätscheck", alle. Getestet wurde, wie es ihnen gelingt, den Schülern in der vierten Volksschulklasse das Mathematik-Wissen zu vermitteln, das "Standard" für alle sein soll, und wie es bei den Schülern in der achten Schulstufe mit deren Englischkenntnissen aussieht.
Das Ergebnis ist zum Teil no na und beruhigend: Wie anders als klar besser sollten denn die Gymnasien, die auf eine vorsortierte Schülerpopulation zurückgreifen können, bei einer solchen Testung abschneiden?! Alles andere wäre absurd und alarmierend.
Die Fakten: Der Anteil von Kindern mit Eltern, die einen Uni-Abschluss haben, ist in AHS mit 43 Prozent viermal so hoch wie in Hauptschulen (elf) und dreimal so hoch wie in Neuen Mittelschulen (14). Umgekehrt ist der Anteil der Kinder mit sehr hoher bzw. hoher sozialer Benachteiligung in Hauptschulen (19 Prozent) viermal, in NMS (25) fünfmal höher als in Gymnasien (5). Das sind Rahmenbedingungen, die vieles erklären.
Denn noch immer sind die Schülergruppen, die abgehängt werden, sehr klar zu identifizieren. Soziale Nachteile, die die Kinder von außen mitbringen, manifestieren sich noch immer als schlechtere Bildungsleistungen. Wer Eltern mit wenig Bildung hat, wird selbst wenig Bildung haben. Und "mit Migrationshintergrund" wird es noch schwieriger, in diesem System zu reüssieren. Das verhärtet und reproduziert soziale Schieflagen.
Gesellschaftliche Ungleichheitslagen sind aber kein ehernes Erbe. Die Leistungsdifferenz in Englisch, wo deutschsprachige und nichtdeutschsprachige Kinder quasi von einer Startlinie losrennen, erklärt sich fast zur Gänze aus Unterschieden im Sozialstatus, der Migrationsaspekt wirkt da nicht nachteilig. Das ist ein Ansatzpunkt, den die Politik - nicht nur die Schulpolitik, die kann es nicht allein! - ins Zentrum holen muss.
Dass die Neuen Mittelschulen diesen sozialen Chancenausgleich trotz schwierigerer Ausgangslage (mehr sozial stark benachteiligte Kinder und auch mehr Schüler mit Migrationshintergrund als die Hauptschulen) - und mit mehr Ressourcen, wohlgemerkt! -, schaffen und in Englisch gleiche Leistungen wie die Hauptschulen zustande bringen, zeigt: Wer sich bewusst mit der Zusammensetzung der Schüler und dem Unterricht, noch dazu im Lehrer-Tandem, auseinandersetzen muss, macht viel richtig. Es wirkt.
Die Analyse der Ergebnisse zeigt vor allem eines: Schule bzw. Schulpolitik muss sich stärker mit außerschulischen Rahmenbedingungen konfrontieren, wenn sie leisten will, was sie soll. Es bedeutet einen gravierenden Unterschied, ob man in einer Klasse unterrichtet, in der fast nur Kinder aus bildungsnahen, saturierten Familien sitzen oder in einer babylonischen Versuchsanordnung, in der viele den Kopf mit existenzielleren Problemen draußen vor dem Schultor voll haben.
Da hin müssen in Zukunft mehr Ressourcen. Mut zur Umverteilung - und die privilegierten Eltern müssen keine Angst haben, dass ihre Kinder benachteiligt werden könnten. Wer in einem Haus voller Bücher, CDs und genug Geld aufwächst, dem kann die Schule gar nicht wirklich schaden. Kein Grund zum Konkurrenzneid von oben.
Man möchte sagen: Entspannt euch! Es ist für euch und eure Kinder letztlich viel wichtiger, als ihr vielleicht ahnt, ob die, die jetzt in der Schule an den Pannenstreifen gedrängt werden, danach immer noch nicht fahrtüchtig sind, um durchs Leben zu kommen. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 1.2.2014)

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Euren Stillstand möchten wir haben! Sepp Wall-Strasser, DerStandard.at


Österreich beweist der Welt, dass es sozialer geht, aber Neoliberale arbeiten dagegen

"Euren Stillstand möchten wir haben!" Das sagte ein hochrangiger deutscher Gewerkschafter einem österreichischen Publikum unlängst. Überall beneiden uns die Regierungen um den Zustand in unserem Land, um eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, um unsere Einkommen und unseren Wohlstand. Dennoch spricht alles in den Medien von Stillstand und Reformstau.
Kanzlerin Angela Merkel erreichte fast die absolute Mehrheit, obwohl Deutschland im Lohnniveau hinter Österreich herhinkt, eine höhere Arbeitslosenrate aufweist, und höher verschuldet ist. Hierzulande mussten als Folge der Blockadepolitik der ÖVP die beiden größeren Parteien zittern, überhaupt noch eine Mehrheit an Mandaten zu bekommen. Auf dieses Schlechtreden der eigenen Politik können die Sozialstaatshasser wie Strache, Stronach oder ihre Softversion - die Neos - gut aufsetzen. Wenn die Hälfte der Regierung ihre Politik nicht mehr verteidigt, haben es politische Rattenfänger leicht.
Es gibt kaum ein Land in Europa, das zuletzt sozialpolitische Verbesserungen erreichen konnte. Im Gegenteil: Fast überall ging man daran, Leistungen zurückzuschrauben. Österreich führte eine Mindestsicherung für alle ein, sichert allen medizinische Grundversorgung, ein Mindestlohn von 1300 Euro gilt de facto für alle, eine Bankenabgabe, die Verursacher der Finanzkrise wenigstens ein wenig zur Kasse bittet, kam.
Genau das ist das Problem, das viele Interessengruppen mit Österreich haben: dass wir am (Ausbau des) Sozialstaat(es) festhalten. Unser "Problem" besteht vor allem darin, dass wir noch nicht so tief gesunken sind bzw. uns noch nicht eine desaströse Sparpolitik verordnet haben. Seit Jahren schreit die OECD Zeter und Mordio wegen unseres Pensionssystems. Ebenso lange zeigt die OECD auf, dass bei uns Vermögen viel zu wenig besteuert sind. Das lässt man in der veröffentlichten Propaganda geflissentlich beiseite. Dabei wissen alle, die sich mit der Pensionsproblematik beschäftigen, dass Pensionssicherung auf dem Prinzip der Vollbeschäftigung beruht. Aber das will niemand hören.
Wir brauchen kräftige Besteuerung des Reichtums, neuen sozialen Wohnbau, Investitionen ins Energiesparen, keine Sparpolitik, die einfache Leute und den Mittelstand schröpft. Aber genau das ist ja nicht gemeint. Alle geforderten Reformen bedeuten Verschlechterung. Reformiert soll der Sozialstaat werden. Denn er ist dem Kapital im Wege. Es geht uns deswegen noch gut, weil und nicht obwohl wir am Wohlfahrtsstaat festgehalten haben. Wir beweisen der Welt, dass es auch anders - sozialer - geht. Deswegen sind wir neoliberalen Sozialstaatsabbauern ein Dorn im Auge. Sie sehen jetzt eine Chance, dieses für sie viel zu soziale Österreich zu knacken. Und die ÖVP macht da kräftig mit.
Eiskalte Austeritätspolitik wird heraufbeschworen, vor allem von Journalisten und dem Boulevard. Das Ergebnis kann jeder sehen, der sich für die Lage nicht nur in Griechenland, Spanien oder Rumänien, sondern auch in Deutschland interessiert. Aber das scheint ja alles so fern. (Sepp Wall-Strasser, DER STANDARD, 11.12.2013)
Sepp Wall-Strasser ist Bereichsleiter für Bildung und Zukunftsfragen im ÖGB Oberösterreich und Gründungsmitglied von Attac Österreich.

Sonntag, 20. Oktober 2013

BRAIN DAYS 2013 - Ein voller Erfolg!



Das Schul- und Erziehungszentrum (SchEz) und der Sozialdemokratische LehrerInnenverein OÖ (SLÖ)  veranstalteten am 18. und 19. Oktober 2013 das Symposium „Brain Days“  mit den Themen Denken, Lernen und Fühlen aus Sicht der Gehirnforschung.

Frau Klubobfrau Mag.a Gertraud Jahn hielt vor mehr als 200 TeilnehmerInnen dieses hochinteressanten Symposiums ihre Eröffnungsrede.

 Unter Leitung von Frau Dr.in Manuela Macedonia vom Max-Planck-Institut für Kognition und Neurowissenschaften in Leipzig und weiteren hochkarätigen ReferentInnen der Universität Heidelberg und vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, 
konnten die TeilnehmerInnen ihren Wissensdurst nach mehr Informationen darüber, wie das Gehirn des Menschen funktioniert, stillen.
Beim Symposium „Brain Days“ präsentierten renommierte Wissenschaftler Aktuelles aus der Gehirnforschung in Kurzvorträgen und Workshops. Ein Mix an Vorträgen zu verschiedenen jedoch zusammen hängenden Themen wird angeboten. Laien bekamen schrittweise Einführungen zu den Inhalten, erfuhren über aktuelle Forschung und konnten mit den Experten ihre Fragen diskutieren. Die TeilnehmerInnen erhielten einen wichtigen Einblick, wie Lernen überhaupt gelingen kann, welche Voraussetzungen und Bedingungen effizientes Lernen hat und welche Problemlagen sich damit ergeben können.
Ziel dieser Tagung war es, allen Interessierten den Wissenstransfer von der Erforschung des Gehirns zur Lernpraxis zu ermöglichen. In Vorträgen und Workshops erklärten ExpertInnen, wie das Gehirn etwa bezüglich sozialem Verhalten, der Sprache, der Emotion und im Bereich der Musik funktioniert. Weitere Schwerpunkte sind das Thema Aggression und die Bedeutung von Bewegung für das Lernen. Es wurde der Frage nachgegangen, wie sich die Vorgänge in unseren Köpfen auf unser tägliches Leben auswirken.

Die Brain Days 2013 stellten eine Fortsetzung der Brain Days 2012 dar. Sie waren vollständig ausgebucht, 220 Personen konnten einen Platz erhalten.

Gleichzeitig wurde bei diesem Symposium das Buch „Gehirn für Fortgeschrittene!“ zum ersten Mal präsentiert. Es ist eine Fortsetzung des bereits ausverkauften 1. Buches „Gehirn für Einsteiger“.

Dieses Buch legt in anschaulicher und verständlicher Weise neueste und wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse darüber vor, wie man sich an dieses hochkomplexe Gebiet „Gehirn und Lernen“ herantasten kann und entlarvt so allerlei Falschannahmen und trendigen, überholten Common Sense in Bezug auf dieses Gebiet.
Die limitierte Printausgabe von “Gehirn für Fortgeschrittene” wird vom SchEz direkt um € 15.-verkauft. Informationen dazu finden Sie auf der SchEz Homepage. Bestellungen richten Sie bitte direkt an sekretariat@schez.at.
Wir ersuchen wir um Berichterstattung in ihrem Medium
Lizenzfreie Fotos sind unter http://www.cityfoto.at/galerie/9413
und 
HTTP://www.cityfoto.at/galerie/9412/ erhältlich.

Samstag, 5. Oktober 2013

Die Bildung könnte der Wahlsieger sein - DerStandard.at -- Kommentar der anderen | Karl Heinz Gruber, 4. Oktober 2013, 19:22

  • Vier Felder, die im Bildungssystem beackert gehören, und ein Aufruf dazu, allenfalls auch internationale Hilfe zu holen

In so gut wie allen Stellungnahmen zum Wahlergebnis und bei allen Mutmaßungen über die Prioritäten der nächsten Regierung wurde als erstes Thema "Bildung" genannt. Einmal davon abgesehen, dass Politiker zu glauben scheinen, dass ein (Lippen-)Bekenntnis zur Bildung immer gut wirkt, wäre es klug und hoch an der Zeit, diese offensichtlich für eine Bildungsreform günstige Situation für eine umfassende Bestandsaufnahme der Stärken und Schwächen des österreichischen Schulwesens zu nutzen und einen nationalen Bildungsgesamtplan mit klaren, realistischen und leistbaren Prioritäten zu formulieren.
Für eine Bildungs-Euphorie gibt es allerdings aus mehreren Gründen keinen Anlass. Bildungsreformen sind keine sofort wirksamen administrativen Kurskorrekturen wie etwa die Einführung einer Vermögenssteuer oder die Förderung von Solaranlagen. Bildungsreformen erfordern die Einsicht und Bereitschaft der Betroffenen, also Lernprozesse, die Zeit und oft auch zusätzliche Ressourcen brauchen. Klare Prioritäten sind deswegen notwendig, weil soziale Systeme und Institutionen wie Schulen nur ein bestimmtes Maß an Innovation verkraften können; wird ihnen zu viel Neues in zu kurzer Zeit zugemutet, reagieren sie mit Verweigerung oder Apathie.
Die neue Regierung muss bildungspolitisch weder das Rad noch das Feuer neu erfinden. Sie kann auf die Überlegungen zurückgreifen, die in das Bildungsvolksbegehren eingeflossen sind, und sie kann sich daran orientieren, was sich international als reformtauglich erwiesen hat und die OECD seit Jahrzehnten unter dem Slogan "What works" empfiehlt. In vier Entscheidungsfeldern scheint der Handlungsbedarf am vordringlichsten:
 Vorschulerziehung Vor etlichen Jahren wurden bei einer großen OECD-Bildungskonferenz den Experten diese Frage gestellt: Wenn Sie Ihrer Regierung nur eine einzige Reformmaßnahme empfehlen könnten, was wäre das? Mit großer Mehrheit war die Antwort: zwei Jahre qualitätsvolle Vorschulerziehung. Die neue Bundesregierung sollte sich daher mit den Ländern und den Gemeinden bemühen, für alle Kinder einen Rechtsanspruch auf zwei Jahre gute ganztägige Vorschulerziehung einlösbar zu machen. Manche Familien werden diesen Anspruch nicht voll ausschöpfen wollen oder müssen, während insbesondere nichtdeutschsprachige Kinder und ihre Mütter kompensatorische, integrationsträchtige Zusatzförderung brauchen.
 Schulorganisation Dass die Selektion von neuneinhalbjährigen Kindern für gymnasiale Schulkarrieren und die damit verbundene soziale Segregation ein Relikt des ständischen 19. Jahrhunderts sind, ist empirisch vielfach bewiesen und einer fairen, offenen, demokratischen Gesellschaft nicht würdig. Die frühe schulische Auslese beruht nicht auf verlässlichen Prognosen der zukünftigen intellektuellen Leistungsfähigkeit (diese sind nicht möglich), sondern auf den unterschiedlichen Aspirationen von bildungsnahen oder bildungsfernen Eltern. Diese Auslese ist volkswirtschaftlich unhaltbar: Sie amputiert die Bildungsambitionen vieler Kinder und lässt viele Begabungen brachliegen. Die Neue Mittelschule ist ein bedauerliches Kompromissprodukt. Was geboten ist und in der Mehrzahl der erfolgreichen OECD-Länder längst existiert, ist eine gemeinsame, selbstverständlich nach Begabungen und Interessen differenzierende Mittelschule der 10- bis 15-Jährigen.

Samstag, 6. Juli 2013

FSG: Die Weiterentwicklung des Regierungsentwurfs könnte neue Verhandlungsqualität bringen

LehrerInnendienstrecht setzt notwendige pädagogische Impulse

 „Lehrverpflichtung ist Unterrichtsverpflichtung plus Beziehungsarbeit. Ich sehe unsere Gleichung in der letzten Weiterentwicklung des Regierungsentwurfs erstmals anerkannt“, stellt Thomas Bulant, Bundesvorsitzender der FSG PflichtschullehrerInnen, fest. „Die Regierung hat aufgegriffen, dass ein Dienstrecht auch pädagogische Impulse setzen muss.“

In der Neuen Mittelschule sind heute schon Kinder-Eltern-LehrerInnen-Gespräche implementiert. Laut Bulant könnten LehrerInnen aller Schularten zum Beispiel mit Lernberatung und Schülersprechstunden punkten. „Wir leisten vieles, was unsere Schulpartner nicht mehr missen wollen“, sagt Bulant. „Ich bin optimistisch wie die KollegInnen aus der BMHS, dass diese Leistungen über die Unterrichtsarbeit hinaus wertgeschätzt in die Dienstrechtsverhandlungen einfließen werden.“

Rückfragehinweis:
   FSG-GÖD-Presse
   Franz Fischill
   Tel.: (01) 534 44/39 266
   Mobil: 0664/814 63 11
   e-mail: franz.fischill@oegb.at